Mehr Raum für junge Menschen
Mit der Anregung zum Bau eines Outdoortreffs, möchte der JUKU ein Projekt ins Rollen bringen, welches die öffentliche Jugendarbeit in Zell a. H. grundlegend verändern soll.
Aber zurück zum Anfang!
Nicht erst seit heute, sondern eigentlich bereits seit über 20 Jahren ist das Schaffen eines Platzes für Jugendliche der Wunsch vieler junger Bürger, sowie deren Eltern. Damals, um die 2000er-Wende herum, waren einige der aktuellen JUKU-Vorstände selbst im Zeller Jugendgemeinderat tätig und beobachten seither aufmerksam die Entwicklung.
„Ein Skateplatz soll es werden“, so die breite Meinung des damaligen Jugendgemeinderats im Jahr 1999. Skeptisch beurteilte der damalige Gemeinderat diesen Wunsch und fragte sich, ob überhaupt jemand in Zell skaten möchte. Trotz aller Zweifel wurden für 18.000 Markt ein paar Elemente angeschafft und bei der Gasselhalde positioniert. Schnell wurde klar, dass das Niveau der Anlage sehr anspruchsvoll ist und Einsteiger so ihre Probleme haben. Trotzdem etablierte sich der Platz bei einigen Jugendlichen als Place to be ihrer Generation.
Die Müllproblematik
Nach nicht ganz zwei Jahren war dann jedoch auch schon wieder Schluss mit skaten. Die Beschwerden über Müll und Abfallreste haben sich gehäuft, sodass die Stadtverwaltung die Skateelemente zur Ritter von Buß-Schule umziehen ließ. Dort könnte nicht nur eine besser soziale Kontrolle gewährleistet werden, sondern es konnten auch Mülleimer genutzt werden. Richtig gehört! Das Problem war damals darauf zurückzuführen, dass die Stadtverwaltung keine Mülleimer bei der Gasselhalde aufstellen wollte. Man betrachtete die dort anwesenden Skater nicht als breiten Teil der Bevölkerung, sondern als geschlossene Randgruppe, ähnlich wie zum Beispiel einen Tennisclub. Und da der Tennisclub selbst seinen Müll entsorgt, verlangte man dies auch von den Jugendlichen und verpflichtete den Jugendgemeinderat Sorge dafür zu tragen, dass der Platz sauber bleibt. (Quelle dieser Darstellung: PDF)
Dass das ehrenamtliche Müllaufräumen nicht funktioniert hat, sollte wohl niemanden überraschen.
Stellen sie sich vor im Stadtpark würden keine Mülleimer aufgestellt werden und der Gemeinderat müsse regelmäßig die Wege säubern, da man sonst den Stadtpark wieder schließen würde. Ein Unding, würde man heute sagen. Denn ein Tennisclub ist ein geschlossener Verein, hingegen ein Skateplatz oder Stadtpark eine öffentlich, frei zugängliche Installation ist. Aber Schwamm drüber. Das Lehren hieraus sollten jedoch lautet:
- An öffentlichen Plätzen sollten öffentliche Mülleimer installiert sein
- Ein Jugendgemeinderat sollte als Rat und nicht als ehrenamtliche Putzkolonne betrachtet werden
Tschüss Skatepark
Nachdem festgestellt wurde, dass sich der gepflasterte Untergrund an der Zeller Schule wenig zum Skaten eignet, wurde einige Elemente verkauft und die übrigen für eine Weile wieder bei der Gasselhalde aufgestellt, bis auch diese wegen dem Bau des Campingparkplatzes verschenkt wurden.
Skaten war plötzlich wieder tot in Zell! Oder hat Skaten überhaupt je gelebt? Wer skatet eigentlich in Zell?, ist eine Frage die auch heute noch gestellt wird und darin liegt auch schon das Problem…
Hallo Skatepark
Es sollte nie rein um das Skaten gehen, sondern darum den Jugendlichen einen Platz zu schaffen, der für alle frei zugänglich ist und Möglichkeiten zum Abhängen, Quatschen aber auch zum sportlich aktiv werden schafft.
Und hier bietet sich ein Skatepark am besten an!
„Die Kim und Frida sitzen auf der Quarterpipe und schauen dem süßen Lars dabei zu, wie er seit einer halben Stunde einen Oli (Oli = ein Trick beim Skaten) probiert“. Das ist sinnbildlich unser Wunsch für die heranwachsenden Generationen. Natürlich wird Lars nicht gleich einen Oli schaffen, aber wo soll er es den bisher auch gelernt haben. Manchmal bedarf es erst ein Angebot um eine breite Nachfrage zu schaffen und das Skaten nicht nur ein Trend der 90/2000er ist, sollte 20 Jahre später erkennbar sein.
Wichtig ist es die Hemmschwelle niedrig zu halten. Die Kleinsten beginnen mittlerweile mit dem Tretroller zu skaten, die älteren haben auch gerne mal ein BMX-Bike, was eine noch breitere Nutzungsmöglichkeit bietet.
Multifunktionsplatz mit Basketball, Fußball und Tischtennis
Allein, zu zweit, zusammen. Auch Teamsportarten sollen neben dem Skateplatz ein neues Zuhause finden. In unserer Vision fest verankert ist ein Multifunktionsplatz der die Möglichkeiten zum Basketball- und Fußballspielen bietet. Außerdem eine separat positionierte Tischtennisplatte sowie ein paar Bänke und Tische.
Ein kleiner Vorgeschmack: Vorhang auf für unsere Vision
Wir haben im Maßstab 1:50 ein Modell erstellt, welches unseren Vision auf einer Fläche von 40 x 60 Metern darstellt. Unabhängig davon, was schlussendlich im Detail geschaffen wird, sehen wir auf jeden Fall den Bedarf einer Fläche dieser Größenordnung.
Oft werden wir gefragt was das alles kosten soll. Selbstverständlich haben wir etwas recherchiert und Angebote eingeholt. So wie die Anlage auf unserem Modell dargestellt wird, gehen wir von Kosten über 250.000 – 300.000 Euro aus. Doch es ist reine Spekulation, wenn an diese Stelle bereits ein Preis genannt wird.
Entscheidend für die Bausumme sind vor allem die Gegebenheiten. Muss beispielsweise ein Untergrund zunächst geebnet werden, entstehen selbst verständlich ganz andere Kosten. Zudem ist das Modell auch nur ein Vorschlag der als Diskussionsgrundlage dienen könnte. Was im Detail installiert wird, sollten Arbeitskreise im Nachgang erarbeiten und mitentscheiden.
Was es nun braucht: Ein WO und WANN!
Bevor man jedoch darüber spricht was genau installiert wird und wie viel das kostet, sollten zwei viel wichtigere Fragen beantworten werden.
- Wo haben wir in Zell ein Fläche auf der wir Jugendliche willkommen heißen möchten?
- Bis wann kann der Umbau realisiert werden (#Haushaltsplanung)?
Denn das sind beides Fragen an denen sich unsere Gemeinde scheinbar seit Jahrzehnten die Zähne ausbeißt.
Ohne Frage, man möchte der Jugend gerne einen Platz geben, auf dem sie sich austoben und verwirklichen kann. Doch das Festlegen auf ein Areal fällt doch recht schwer:
„Dort könnte mal ein Wohngebiet hinkommen. Dort ein Industriemischgebiet. Und hier sehen wir auf lange Sicht neue Parkplätze.“
Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass es einer Stadtverwaltung und einem Gemeinderat schwerfällt, sich auf ein Areal festzulegen. Doch allmählich werden auch im Zeller Kerngebiet frei Flächen zum raren Gut, sodass bald eine langfristige(!) Lösung gefunden werden muss.
Nicht noch einmal sollte eine Übergangslösung wie die Linde ins Auge gefasst werden, die schon während ihres Umbaus zum Scheitern verurteilt wird.
Die besten Plätze für einen Outdoortreff
Wir vom JUKU haben uns in Zell mal umgesehen und geschaut welche Flächen denn noch in Betracht kommen könnten. Dabei haben wir Aspekte wie „soziale Kontrolle“, „Nähe zum Stadtkern“, „Privatsphäre“, etc. berücksichtig. Die nachfolgenden Plätze sind unsere Lieblinge:
Wer motzt gewinnt!
Sicherlich ist euch aufgefallen, dass der ein oder andere Platz nicht aufgeführt wird. Die Gründe hierfür sind Beschwerden, die bereits in der Vergangenheit eingegangen sind, wenn sich dort Jugendliche aufgehalten haben.
„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer“.
(Sokrates, 470-399 v. Chr.)
Ja, Jugendliche sind laut, ungehobelt, machen Müll und hören schrecklich Musik. Und das nicht erst seit gestern, sondern eigentlich schon immer. Kein Wunder also, dass niemand Jugendliche bei sich in der Nachbarschaft haben möchte. Und zum Teil sind die Jugendlichen auch selbst schuld, an diesem Sachverhalt. Denn sie sind einfach zu leise!
Wer leise ist übt keinen Druck aus. Wer motzt bekommt Recht und gewinnt!
So fühlt sich häufig die Realität in unserer Gesellschaft an. Daher möchten wir als JUKU es zu unserer Aufgabe machen für die Jugendlichen ein bisschen zu motzen und sie auch selbst zum Motzen motivieren. Wir wissen, man ist eigentlich viel zu kurz ein Jugendlicher um all seine Energie für so etwas negatives wie Motzen aufzubringen. Aber wenn wir gemeinsam nicht bald die Weichen für eine funktionierende offene Jugendarbeit stellen, ist der letzte Zug in Zell bald abgefahren!
Wieso eigentlich Outdoor und nicht Indoor?
Ach ja, das hätten wir ja fast vergessen. Aus einem einfachen Grund sind wir davon überzeugt, dass ein Outdoortreff in erster Linie wichtiger ist als ein Indoortreff: Man sieht was abgeht
Und das gilt nicht nur für die Erwachsenen, sondern vor allem für die Jugendlichen. Während man bei einer Indoortreff nicht weiß wer sich darin aufhält und was dort drinnen passiert, kann man bei einem Outdoortreff schon von der Ferne aus sehen, ob einem die Gesichter gefallen die sich dort gerade aufhalten oder man lieber weitergeht.
So lässt sich eine Entwicklung wie beim ehemaligen Jailhouse vermeiden, wo die Eltern aber auch die Jugendlichen selbst gar nicht mehr hinein wollten, weil der schlechte Ruf über das was darin passiert allem vorherrschte.
Damit ein Indoortreff gut funktioniert, bedarf es eine Stelle die für Strukturen und Abläufe sorgt. Aber dieses ist wieder ein anderes Thema! …